Juni 2024

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Eingebettet im dichten Dschungel der Sierra Nevada de Santa Marta liegt die Ciudad Perdida – eine der beeindruckendsten archäologischen Stätten Südamerikas.

Die Ciudad Perdida ist kein Ort, den man einfach besucht – man muss sie sich erarbeiten. Vier Tage voller intensiver Wanderungen, steiler Anstiege, reißender Flüsse und endloser Stufen führen zu diesem mystischen Ort.

Wenn du auf der Suche nach einem einzigartigen Abenteuer bist, das dich sowohl körperlich als auch geistig herausfordert, dann könnte die Ciudad Perdida genau das Richtige für dich sein.

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Die Herausforderung des Treks

Dauer & Distanz

  • Der Trek dauert in der Regel vier Tage, es gibt aber auch eine dreitägige Variante.
  • Insgesamt werden ca. 48 Kilometer (30 Meilen) zurückgelegt.
  • Täglich sind etwa 7 Stunden Wanderzeit einzuplanen.

Gelände & Herausforderungen

  • Anspruchsvolle Anstiege, schlammige Pfade und Flussüberquerungen.
  • Starke Strömungen bei einigen Flüssen – hier ist Vorsicht geboten.

Unterkünfte & Verpflegung

  • Übernachtung in einfachen Camps mit Doppelstockbetten im Freien.
  • Ausstattung: Etagenbetten, Moskitonetze, kalte Duschen, Toiletten.
  • Mahlzeiten sind reichhaltig und energiereich (z. B. Eier zum Frühstück, Reis, Salat und Fleisch zum Mittag- und Abendessen).
  • Regelmäßige Obstpausen zur Stärkung.

Regeln & Organisation

  • Nur geführte Touren sind erlaubt – individuelles Erkunden ist verboten.
  • Eine gute mentale und körperliche Vorbereitung wird empfohlen.
  • Respekt gegenüber der indigenen Kultur und der spirituellen Bedeutung der Ciudad Perdida sind essenziell.

Hintergrund zur Ciudad Perdida

Während wir schweißgebadet durch die grüne Landschaft stapfen, tauchen am Wegesrand immer wieder ganz in Weiß gekleidete Gestalten auf. Es sind die Nachfahren der Tayrona, die seit über 1000 Jahren dieses Land bewohnen. Für sie ist die Ciudad Perdida kein bloßes Relikt der Vergangenheit, sondern ein heiliger Ort. Die Stadt wurde vermutlich um 800 n. Chr. erbaut und war einst das Zentrum einer hochentwickelten Zivilisation. Mit der Ankunft der Spanier im 16. Jahrhundert zogen sich die Tayrona in die Berge zurück, und die Stadt geriet für die Außenwelt in Vergessenheit.

Erst in den 1970er-Jahren wurde die Ciudad Perdida durch Grabräuber wiederentdeckt, die wertvolle Artefakte plünderten und auf dem Schwarzmarkt verkauften. Nach Eingriffen der kolumbianischen Regierung wurde sie zum Nationaldenkmal erklärt und archäologisch erforscht. Heute gilt sie als lebendiges Erbe der indigenen Kultur und kann nur unter bestimmten Bedingungen besucht werden. Wer hierher reist, betritt nicht nur eine archäologische Stätte, sondern einen spirituellen Ort, dem man achtsam und respektvoll begegnen sollte.

Der Weg zur Ciudad Perdida – Ein Erfahrungsbericht

Tag 1

Ein aufregender Tag bricht an. Um halb acht werden wir von unserem Hostel abgeholt, und zum Glück sitzen wir nicht allein im Jeep. Ein Reisender aus Dänemark ist bereits im Auto, und zwei weitere aus der Schweiz stoßen noch dazu. Gemeinsam werden wir zur Verlorenen Stadt wandern. Unser Guide ist Eucario, unser Übersetzer heißt Aldair. Ohne große Anweisungen geht es los. Nach einer zweistündigen Fahrt genießen wir ein reichhaltiges Mittagessen, bevor Eucario uns eine ausführliche Einweisung gibt – jetzt wissen wir, worauf wir uns eingelassen haben. Dann beginnt das eigentliche Abenteuer: Wir wandern über Stock und Stein durch den Dschungel zu unserem ersten Camp. Einige tollkühne Motorradfahrer überholen uns und in regelmäßigen Abständen tauchen kleine Läden auf, in denen wir Snacks und Getränke kaufen können. Noch gar nicht so wild, dieses Abenteuer. Nach einer kurzen Pause setzt langsam der Regen ein. Zum Glück sind wir schnell unterwegs und erreichen unser Camp bereits am frühen Nachmittag. Während wir im Trockenen sitzen, können wir beobachten, wie die anderen Gruppen tropfnass eintrudeln. Das Camp besteht eigentlich nur aus vielen aneinandergereihten Doppelstockbetten und einem Aufenthaltsbereich – einfach, aber völlig ausreichend. Unsere Klamotten sind durchgeschwitzt, und wir sind froh über eine (kalte) Dusche. Beim Abendessen erhalten wir noch ein paar Erklärungen für den nächsten Tag. Außerdem erfahren wir etwas über die Indigenen, die in dieser Region leben. Obwohl die Wanderung heute kurz war, gehen die meisten früh und erschöpft ins Bett.

Tag 2

Unser Tag startet um 5 Uhr. Wir packen hastig unsere Sachen zusammen und essen ein reichhaltiges Frühstück. Um sechs Uhr geht es los. Leider muss Aldair uns hier verlassen, weshalb wir von nun an ohne Übersetzer unterwegs sind. Es war ein unvorhergesehener Notfall und wir haben glücklicherweise eine Person in unserer Gruppe, die fließend spanisch spricht.

Die erste Etappe ist anstrengend, aber gut zu bewältigen. Es gibt eine Obstpause und eine weitere Stunde später stärken wir uns mit einem großzügigen Mittagessen. Das Camp, in dem wir essen, ist schön gelegen und weil die Sonne scheint, können wir unsere Sachen zum Trocknen aufhängen. Inzwischen riecht alles merkwürdig und die meisten Klamotten sind klamm oder nass. Das Camp liegt direkt am Fluss, weshalb wir es uns nicht nehmen lassen, ins kühle Nass zu springen.

Nach dem Mittagessen schreiten wir weiter. Nach ein paar Minuten „Colombian Flat“, so nennt es Eucario liebevoll, beginnt die sogenannte „Happy Hour“ – eine einstündige, steile Steigung. Rechts der Hang, links der Abgrund und geradezu der endlose Blick auf den Dschungel – beeindruckend und ein wenig beängstigend zugleich. Nach einer weiteren Obstpause zieht sich der Himmel zu und keine zwanzig Minuten später regnet es wie aus Kübeln. Binnen kürzester Zeit verwandeln sich kleine Bäche in reißende Flüsse. Einige sind so stark, dass Eucario uns festhalten muss, um uns sicher ans andere Ufer zu bringen. Nach über einer Stunde im strömenden Regen inklusive Gewitter erreichen wir das Camp völlig durchnässt. Sofort ziehen wir uns trockene Sachen an. Zum Glück gibt es einen Wäscheservice und wir können morgen in trockenen und sauberen Sachen weiterlaufen. Nach einem frühen Abendessen sind wir alle erschöpft. Der Schlafbereich im Freien ist sauber und gemütlich, nur das Rauschen des Wasserfalls durchbricht die Stille. 

Tag 3

Auch dieser Morgen beginnt um 5 Uhr. Unsere Sachen sind noch nicht ganz trocken, aber da wir zum Mittagessen wieder ins gleiche Camp zurückkommen, können wir einiges auf der Leine lassen. Um sechs brechen wir auf zur Verlorenen Stadt.

Nach zwanzig Minuten erreichen wir die legendäre Treppe – über 1200 rutschige, schmale Stufen führen uns hinauf. Der Aufstieg ist anstrengend, aber oben angekommen, werden wir belohnt: Die Aussicht ist atemberaubend. Eucario erzählt uns viel über die Geschichte der Stadt, während unsere Mitreisende fleißig übersetzt. Die Ciudad Perdida ist immer noch ein wichtiger spiritueller Ort für die Tayrona und einmal im Jahr wird sie für Besucher gesperrt, damit eine rituelle Reinigung stattfinden kann. Die Stadt soll nämlich die schlechten Energien ihrer Besucher absorbieren, die dann durch Zeremonien beseitigt werden. Hier oben lebt auch ein Mamú mit seiner Familie – sie sind die Einzigen, die das Recht dazu haben.

Früher wurden Touristen per Hubschrauber eingeflogen, doch das ist seit 2010 verboten, um die Struktur der Anlage zu schützen. Bis zur Pandemie waren Soldaten in der Verlorenen Stadt stationiert, doch nach Corona wurde das Programm eingestellt.

Der Abstieg ist fast anstrengender als der Aufstieg – die Konzentration darf keine Sekunde nachlassen. Zurück im Camp springen wir in den Fluss, um den Schweiß abzuwaschen. Den merkwürdigen Geruch, der uns anhaftet, werden wir so aber nicht los. Nach einem frühen Mittagessen geht es weiter zum Camp, in dem wir am Vortag zu Mittag gegessen haben. Die „Happy Hour“ rückwärts ist weniger schlimm, aber auch heute setzt pünktlich gegen eins der Regen ein. Diesmal ziehen wir rechtzeitig unsere hässlichen Regenmäntel an, um nicht völlig durchnässt zu werden. Am frühen Nachmittag erreichen wir das Camp, duschen und sitzen später bei prasselndem Regen im Aufenthaltsbereich und trinken Tee. Regelmäßig gibt es Snacks, Getränke und leckere Mahlzeiten. Ich bekomme von den Guides Limetten-Shots gegen meine Erkältung.

Tag 4

Die Nacht war geräuschvoll – Kröten, Insekten, vielleicht Ratten und Hunde haben für ordentlich Rabatz gesorgt. Zum Frühstück gibt es wieder Rührei, Arepas, Obst und Salatbeilage. Zum letzten Mal kramen wir unsere stinkenden Sachen zusammen, bevor es wieder losgeht.

Heute wird es besonders anstrengend. Nach einer Weile „Colombian Flat“ folgt ein einstündiger Aufstieg, bei dem ich spüre, dass ich noch nicht ganz fit bin. Ich fluche vor mich hin und kämpfe mich den Berg hoch. Nach einer kurzen Obstpause geht es weiter und die Hitze setzt uns zu. Im ersten Camp gibt es eine weitere Pause, die auch dringend notwendig ist. Es gibt köstlichen Maracuja-Saft und abgepackten Kuchen. 

Es folgt der letzte steile Anstieg. Ich überhole ein paar Indigene mit einem Maultier. Eigentlich könnte ich alle fünf Schritte eine Pause machen, aber dann käme ich nie zurück ins Dorf. Also zwinge ich mich weiter. Nach 30 oder 40 Minuten ist der Anstieg geschafft. Ich bin fix und fertig, aber bis zum Mittagessen sind es noch zwei weitere Stunden. Zum Glück geht es jetzt nur noch bergab.

Eine halbe Stunde früher als geplant erreichen wir das Dorf. Ich ziehe meine Schuhe aus und betrachte meine wunden Füße – erstaunlicherweise habe ich mir in vier Tagen nur eine Blase zugezogen. Hier, wo wir das erste Mal zusammen gegessen haben, gibt es jetzt das letzte gemeinsame Mittagessen. Danach machen wir ein Gruppenfoto und tauschen ein paar liebe Worte und Kontakdaten aus. Dann springen wir alle in den Jeep, der uns vor ein paar Tagen hierher gebracht hat – erschöpft, aber voller unvergesslicher Erinnerungen.

Warum sich die Tour lohnt

Die Ciudad Perdida ist weit mehr als nur eine archäologische Stätte – sie ist ein lebendiger, spiritueller Ort mit einer tiefen Verbindung zur indigenen Kultur. Wer sich auf den anspruchsvollen Trek begibt, taucht nicht nur in die Geschichte der Tayrona ein, sondern erlebt hautnah die beeindruckende Natur der Sierra Nevada.

Diese Tour gehört zu den herausforderndsten und gleichzeitig lohnendsten Erlebnissen, die ich je gemacht habe. Die mehrtägige Wanderung führt an die eigenen körperlichen und mentalen Grenzen, doch genau das macht die Ankunft in der Ciudad Perdida so besonders. Die Schönheit der Ruinen, eingebettet in den dichten Dschungel, ist überwältigend – aber das eigentliche Highlight ist der Weg dorthin. Die einfachen Camps, die liebevolle Betreuung der Guides, die täglichen Herausforderungen und das gemeinschaftliche Erlebnis mit anderen Reisenden machen diesen Trek zu einer unvergesslichen Erfahrung. Wer bereit ist, sich auf die Strapazen einzulassen, wird mit einer tiefen Zufriedenheit und Erinnerungen belohnt, die ein Leben lang bleiben.


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